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Etwas Aus der geschichte

aus der Geschichte
der Evangelischen in der Region:

Die Gedanken der Reformation wurden auch in der Oststeiermark bereitwillig aufgenommen. Nicht nur die Herrschaften von Riegersburg, Kalsdorf, Feistritz, Freiberg, Kornberg usw., sondern auch Kapläne und Pfarrer waren bald protestantisch. So finden wir 1535 in Trautmannsdorf Prädikanten, 1557 in Ilz, 1560 in Fehring Blasius Feiertag, 1570 in Riegersburg Balthasar Greblacher und 1574 in Kirchberg Crispin Schinzer. Interessant sind vor allem die Ereignisse in der Hauptpfarre Riegerburg, da sie für die umliegenden Tochterpfarren zu sorgen hatte. Vor seinem Antritt bekannte der protestantische Pfarrer von Riegersburg, Balthasar Greblacher: „Ernstlich will ich mein predigtambt, und alles was demselben annhengig, auf das treulichst und vleißigst verrichten… zu der Rainen Unverfelschten Augspurgerischen Confession (welliche in allen Punctu aus der heiligen schrifft gezogen…“)


 

Pfarrer Balthasar Greblacher bemühte sich, um gegen die Einfältigkeit der Leute einzuschreiten, „ die schier wie das Vich dahin Leben “, einen tauglichen und gelehrten Schulmeister zu halten, der für den Kirchengesang sorgt, der der Jugend Gebete und Katechismus einlernt, sie gute Sitten lehrt und sie zu Redlichkeit und Fleiß anhalte, damit aus ihnen mit der Zeit gottesfürchtige und gebildete Leute werden mögen. Aber die Zeiten änderten sich.


 

1579 wurde in München durch einen Beschluss der katholischen Landesfürsten die Gegenreformation eingeleitet, gemäß des Augsburger Religionsfriedens von 1555, der besagte: „CUIUS REGIO, EIUS RELIGIO.“ Dieses Gesetz ermöglichte es den Landesfürsten, über die Konfession ihrer Untertanen zu bestimmen. Die Landesfürsten der österreichischen Erbländer waren die Habsburger. Sie waren katholisch. Auf die Evangelischen in der Steiermark kamen schwere Zeiten zu.


 

1598 begann Erzherzog Ferdinand in der Steiermark mit der Gegenreformation und Rekatholisierung. Sukzessive wurden die protestantischen Beamten, Stadträte, Professoren und Lehrer entlassen. Im zum überwiegenden Teil protestantischen Feldbach wollten es sich die Bewohner nicht gefallen lassen, dass ihnen ein katholischer Stadtrichter (Leopold Gastinger) und Marktschreiber vor die Nase gesetzt wurden. Es kam sogar zu Handgreiflichkeiten. Die Wut der Feldbacher muss beträchtlich gewesen sein, da sich die wegen der Misshandlung des katholischen Pfarrers zur Verantwortung gezogenen Bürger nach der Ermahnung durch den Statthalter die Bärte abscheren ließen, was die Verhöhnung landesfürstlicher Obrigkeit zeigen sollte. Aber es kam noch schlimmer.


 

Am 3. Juni 1600 kam die Reformationskommission unter der Führung von Bischof Brenner mit 800 kaiserlichen Begleitsoldaten in die Oststeiermark und nach Feldbach. Bürgermeister, Richter und Rat wurden vor die Kommission gerufen, von Kirche und Pfarrhof der Schlüssel abgefordert, sich Widersetzende gezüchtigt oder gefangen genommen, lutherische Bücher von Haus zu Haus abgefordert und unter dem Galgen verbrannt, protestantische Kirchen und Friedhöfe in der Oststeiermark zerstört und der Besitz der Prädikanten geplündert.


 

Auch der evangelische Friedhof in Feldbach „wurde mit Böcken eingestossen und die evangelischen Bücher sind verbrennt worden.“ Bis auf 9 Personen, die durch die Reformationskommission ausgewiesen wurden, kehrten so die Feldbacher zum katholischen Glauben zurück.


 

Die Maßnahmen wurden immer strenger, am 1. August 1628 wurde ein Generalmandat verfügt, das die Ausweisung des protestantischen Herren- und Ritterstandes aus Steiermark bedeutete. Ungefähr 800 führende, erneuerungsfreudige, selbstbewusste Persönlichkeiten verließen die Steiermark, was einen großen Verlust für das Land in vielerlei Hinsicht bedeutete. Fürstenfeld war wohl nur äußerlich katholisch geblieben, denn 1640 wollten viele nicht zur Beichte gehen. Wieder nahm die katholische Kirche die Staatsgewalt zu Hilfe. Der Pfarrer übergab ein Verzeichnis der Säumigen dem Richter, und der verlas ihre Namen in einer öffentlichen Versammlung. Der Ausspruch „Den werden wir auch noch katholisch machen“ stammt aus jenen dunklen Zeiten. Man rühmte sich zwar, keinen Tropfen Blut vergossen zu haben, den Charakter einer Gewissensnötigung und Verfolgung kann man der Gegenreformation aber nicht absprechen.

Erst das Toleranzpatent des aufgeklärten österreichischen Kaisers Josef II. eröffnete die Möglichkeit neuer Entwicklung und Orientierung in religiöser Hinsicht. Von Gleichberechtigung war aber noch lange nicht die Rede. Ab 1849 durften Evangelische Kirchen direkt an der Straße mit Turm und Geläut gebaut werden. 1861 wurde das „Protestantenpatent“ erlassen, das die grundsätzliche Gleichstellung der Evangelischen Kirche feststellte.


 

Den ersten evangelischen Gottesdienst gab es in Feldbach wieder am 1. Oktober 1900. Er wurde von Vikar H. Schauding aus Graz für Gläubige aus Fehring, Weiz und Graz gefeiert. Das Leben der Evangelischen Gemeinde in Feldbach setzte erst 1902 wieder ein, als ein Betsaal in der heutigen Schillerstraße angemietet wurde. Für diesen Betsaal wurde ein Podium mit Altar und 5 Bänke für 40 Personen angeschafft.


 

Die erste Predigt hielt am 14. September 1902 Vikar Hans Röhling aus Graz mit der Schlussmahnung: „Darum fürchte dich nicht, du kleine Herde.“ Organisatorisch wurde die Evangelische Gemeinde Feldbach als Vikariat und Tochtergemeinde geführt, die Muttergemeinde war die Evangelische Gemeinde in Fürstenfeld. 1917 erwarb das Presbyterium Fürstenfeld ein Haus in der Schillerstraße. 1925 kaufte man von Ing. Bach ein Haus mit Garten. Das Haus diente als Wohnung für den Pfarrer und es wurde ein größerer Betsaal eingerichtet. Am 29. Juni 1926 weihte Pfarrer Antonius aus Wien diese Stätte.


 

Von 1940 bis 1945 war Feldbach ohne geistliche Kraft. Schwester Else Kögler aus Gleisdorf versah nach Möglichkeit den Dienst. Im Juni 1945 kam Prediger Dully nach Feldbach, der durch seine Sprachkenntnisse als Dolmetsch der Bevölkerung zur russischen Besatzungsmacht eine wertvolle Hilfe war. Er rettete Pfarrerwohnung und Betsaal vor der Besetzung durch die Russen und begann mit der Wiederherstellung des zerschossenen Pfarrhausdaches und dem Wiederaufbau der Gemeinde. Nachdem Prediger Dully Ende 1946 in Pension gegangen war, wählte man Pfarrer Ferdinand Reinisch zu seinem Nachfolger.


 

1948 wurde das Vikariat Feldbach eine eigene Pfarrgemeinde, gleichzeitig wurde Pfarrer Walter Traidl in sein Amt eingeführt. Nach dem 2. Weltkrieg war die Zahl der evangelischen Gemeindebürger infolge Zuwanderung aus dem benachbarten Burgenland (Evangelische Pfarrgemeinde Neuhaus am Klausenbach) beständig angestiegen. Der Betsaal in der Schillerstraße wurde zu klein. Man fasste den Bau einer Kirche mit Pfarrerwohnung und Gemeindesaal ins Auge. Das Presbyterium erwarb ein Grundstück in der Ottokar Kernstockgasse und man machte sich ans Werk. Das Gustav Adolf Werke Württemberg und Hannover unterstützten mit Spenden, weitere Gelder kamen von Haussammlungen. Durch den Verkauf des Hauses in der Schillerstrasse bzw. durch Tausch und Verkauf von Grundstücken verfügte die Gemeinde auch über beträchtliche Eigenmittel.


 

Am 29. November 1964 erfolgte die Segnung der neuen Christuskirche, 1966 konnte der Gemeindesaal im Tiefparterre fertiggestellt werden. Pfarrer in dieser Zeit war Richard Wasicky. Von 1969 bis 1972 war Christian Bojack Seelsorger und Pfarrer. In dieser Zeit kam es bereits zum Bau des neuen Pfarrhauses im Anschluss an das Kirchengebäude, sodass heute ein geschlossenen Baukörper vorliegt. Am 1. September 1972 kam Winfried Carrara als Pfarrer in die Gemeinde und konnte mit seiner Familie das fertiggestellte Pfarrhaus beziehen. Pfarrer Carrara betreute unsere Pfarrgemeinde, die den ganzen ehemaligen Bezirk Feldbach umfasst und zwei Predigtstationen (Fehring, Bad Gleichenberg) zu versorgen hat, bis 1986. Ihm folgten als PfarrerInnen Geza Molnar, Eva-Maria Rech, Laszlo Hentschel, Erich Klein und Jörg Wilkesmann. Derzeit betreut Frau Silvia Kamanova als Pfarrerin und Seelsorgerin unsere Gemeinde.

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Text: Ewald Kröpfl

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Quellen: „8 Jahrhunderte Feldbach.100 Jahre Stadt.“ (Rudolf Grasmug), „Evangelische Kunst und Kultur in der Steiermark“ (Gerhold/Haditsch), „Kirchengeschichte der Steiermark“ (Amon/Liebmann), „Geschichte des Wein-und Thermenlandes“ (Kremshofer).

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